Endlich Strand
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Oben Wasser, unten Wasser
10. Februar 2018

Von Paddeln, Robben und Krabbelvieh

 

Tag 37

Abel Tasman Kayaks Tag 1

Nach einem frühen Frühstück verlassen wir unsere Behausung, wobei Rae unser Zimmer für die kommende Nacht netterweise nicht verbucht hat und wir so unseren Kram einfach stehen lassen können.
Um 8.30 Uhr kommen wir auf dem Gelände von Abel Tasman Kayaks an, wo wir auf unseren Guide Roy und die anderen sechs Teilnehmer unserer 2-tägigen Kayak Tour durch den Nationalpark treffen.
Roy ist eigentlich Engländer, lebt aber schon lange in Neuseeland.
Aaron und Tom kommen ebenfalls aus England, haben aber zwei Jahre in Australien gearbeitet und sind nun mehr oder weniger auf dem Heimweg.
Etienne kommt aus Amsterdam, ist allerdings in Neuseeland aufgewachsen und als Tauchlehrer eher ein Weltenbummler. Oliver studiert in Norwegen, kommt aber eigentlich aus Jena.
Außerdem begleiten uns noch Kate und Michael aus Wisconsin, die genau wie wir einfach nur aus A kommen und in B Urlaub machen. Wie langweilig 😉

Bis wir aufbrechen haben wir noch viel Zeit und können so in aller Ruhe unser Gepäck in die zur Verfügung gestellten, wasserdichten Seesäcke packen. Neben unserer Kleidung sind Schlafsäcke, Sonnencreme, Insektenschutz, Ohrstöpsel sowie unsere Harvey Norman Schnäppchen Cam und meine Kamera im Schnorchel Plastiksack unser wichtigstes Equipment. Nicht zu vergessen Sandras Handschuhe.

Gegen 10.30 geht es endlich los und wir quetschen uns neben Massen von Seesäcken, die hauptsächlich unser Essen für die nächsten Tage enthalten, zu acht in einen Anhänger, der von einem Traktor gezogen wird. Roy passt nicht mehr mit rein und fährt mit dem Rad zur Anlegestelle für die Wassertaxis.
Wobei das Wort Anlegestelle nicht wirklich treffend ist, da die Traktoren mitsamt Anhängern einfach ins Meer fahren und wir durchs hüfthohe Wasser unser Boot besteigen.

Foto: Aaron Corp


Eine entspannte, 40-minütige Bootsfahrt später treffen wir an unserem Startpunkt Awaroa Beach ein, ein Strand auf dem außer unseren bereitstehenden Kayaks nichts und niemand zu sehen ist.
Die Kayaks sind im Vergleich zum Doubtful Sound etwas größer und so passen neben unseren Säcken, Schuhen und Isomatten auch noch überraschenderweise alle anderen Utensilien in die drei zur Verfügung stehenden Kammern. Alles was greifbar sein muss, wird in einer (hoffentlich) wasserdichten Kiste verstaut, die neben unseren Regencapes mit Gummiseilen auf der Oberseite des Kayaks befestigt wird.

Leider fehlt uns ein Spritzschutz (den man wie ein Tûtú anzieht und dann über sein „Sitzloch“ spannt), doch der kommt glücklicherweise recht schnell mit einem folgenden Boot. Ansonsten besteht unsere Ausrüstung eigentlich nur aus einer Schwimmweste.
Wir schmieren uns zum wiederholten Mal mit Sonnencreme ein, Roy erklärt uns noch, wie man bestmöglich sein Paddel benutzt und dann geht es auch schon los. Der Einstieg läuft reibungslos und wir paddeln unter Beobachtung einiger Kormorane (eigentlich Tüpfelscharben, aber unter Kormoran kann man sich eher was vorstellen) an der Küste entlang in Richtung Süden.

Ziemlich schnell entdecken wir auf den Felsen einige Robben, auch wenn Roy davon genauso wenig mitbekommt wie Etienne und Oliver, die grundsätzlich eher damit beschäftigt sind so schnell wie möglich voraus zu paddeln.

Wir steuern eine kleine Bucht an, um dort unser Mittagessen zu uns zu nehmen. Während Roy mit Paddeln und einer Plane einen Sonnenschutz baut, springen wir kurz für eine kleine Abkühlung ins Meer, bevor wir uns seine Energy Balls (hauptsächlich vermutlich aus Nüssen und Schokolade bestehend), Sandwiches und einen leckeren Schokokuchen schmecken lassen.

Nach der Pause erreichen wir Shag Harbour, eine Lagune, die nur bei Flut befahrbar ist. Auf dem Wasser ist das auf jeden Fall unser Lieblingsort, da wir in völliger Ruhe einfach nur durchs flache Wasser gleiten und die Landschaft sowie einen von Roy als Adlerrochen identifizierten Schatten unter uns beobachten können.
Zurück auf dem offenen Meer rammen Etienne und Oliver einen Felsen, als sie versuchen durch eine viel zu enge und flache Passage zu schlüpfen.


Wir erreichen unser heutiges Ziel Onetahuti Bay, wo unsere Zelte schon auf dem Campingplatz bereit liegen. Umgeben von Wekas und Pukekos bauen wir am Strand unsere (sehr, sehr kleinen) Zelte auf und entladen unsere Kayaks. Da für die Nacht Regen angesagt ist, baut Roy  aus Plane, Schnüren, Paddeln und Baumstämmen ein Dach, unter dem wir zwei Picnic Tische platzieren. Bis zum Abendessen haben wir Freizeit und nach einem weiteren kurzen Bad entdecke ich weit draußen auf dem Meer einen orangenen Punkt, der eine Boje sein könnte, vielleicht aber auch ein Kopf. Ich frage Aaron und Tom nach einem Fernglas, aber die erzählen mir, dass das nur Oliver sei, der zur sehr weit entfernten vorgelagerten Insel Tonga Island schwimmen wollte. Mitten durch die Route der Wassertaxis. Na dann…

 

Der ab und zu etwas fahrig und hektisch wirkende Roy (er wirkt aber wirklich nur so und ist eigentlich ziemlich nett und kompetent) serviert uns Chips und Bier, während wir auf das Abendessen warten und die Wekas davon abhalten, unsere Sachen zu klauen.Um ehrlich zu sein mehr als wir erwartet hatten, aber es erklärt auch die Unmengen von zusätzlichen Säcken in unseren Kayaks.

Zu den Nudeln mit Sauce, Pesto und Feta, die uns anschließend serviert werden, gibt es sogar zweierlei Wein, wobei Oliver Roys Wein versehentlich mit ein wenig Pesto veredelt und so eine komplett neues Hipster Getränk kreiert. Der Kuchen zum Dessert ist dann das i-Tüpfelchen.

Es ist inzwischen dunkel und bevor wir ins Bett gehen, nimmt uns Roy noch auf einen geheimnisvollen „5 Minute Walk“ mit. Am Ende des Strands gibt es eine Höhle, die nur bei Ebbe begehbar ist. Sandra ist das zu eng und dunkel, aber die Hälfte von uns geht mit rein – ich eigentlich nur weil gar nicht mitbekommen habe wo wir hingehen und dann auch nicht sehen kann, wie eng es drinnen ist (bis ich mir den Kopf an der Felswand stoße), da wir unsere Lichter aus lassen. Warum wird klar, als wir die Glühwürmchen über uns entdecken. Wobei „Glowworms“ in Neuseeland eigentlich Raupenlarven sind, die fluoreszierende Fäden von der Decke hängen lassen, in denen sich dann Insekten verfangen.
Gerade weil wir keine Ahnung hatten was uns erwartet, ist das ein faszinierendes Erlebnis. Ähnlich faszinierend, aber deutlich ekeliger ist das, was unser Guide uns als nächstes zeigt. Nah – etwas zu nah – neben meinem Kopf leuchtet er ein Tier an, dass wie eine Mischung zwischen Heuschrecke, Spinne und Krabbe aussieht, ein Weta.
Danke Roy, bis gerade eben war es hier noch wirklich nett.

Ich gehe doch lieber wieder zu Sandra an den Strand und widme mich dem sternenklaren Himmel und der Milchstraße, bevor wir wie die Sardinen (verliebte Sardinen wohlgemerkt) in unserer Zelt-Büchse beim Rauschen der Brandung einschlafen.

 

1 Comment

  1. Christian sagt:

    Mit deinem „Vollbart“ hast du ein bisschen was von einem Farmer. Bauer sucht Frau lässt grüßen;-)

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