Wrong Turn
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Wanderung auf den Mount Batur

 

Tag 65 | Mount Batur

Frühstück in den Wolken

Es ist zwei Uhr, als wir endlich mal vom Wecker und nicht von den Hähnen geweckt werden. Unseren Wanderkram für die heutige Besteigung des Mount Batur haben wir gestern bereits zusammengepackt und so schleppen wir uns im Halbschlaf zur Rezeption, wo unser Fahrer Putu bereits mit einem Kollegen auf uns wartet. Im Auto treffen wir auf den Rest unserer Gruppe, Chantelle und Dylan aus Yukon, Kanada, die schon fast eine Stunde Fahrt aus Kuta im Süden Balis hinter sich haben.
Die nächtlichen Straßen Balis gehören den Straßenhunden und so sind unsere Fahrer während der einstündigen Fahrt in den Norden hauptsächlich damit beschäftigt, diese von der Straße zu hupen.
Wir erreichen den bereits relativ vollen Parkplatz am Start der Wanderung und treffen auf unseren Guide Patra, der jedem von uns einen halben Liter Wasser und eine Taschenlampe in die Hand drückt.
Dann geht es gegen vier Uhr los und wir laufen zunächst auf relativ flachen Wegen in Richtung Fuß des Berges auf etwa 900 Metern. Auf der einen Seite über uns können wir einen klaren Sternenhimmel sehen, auf der anderen immer wieder Blitze.

Relativ schnell wird der Weg immer anspruchsvoller und aus dem Waldweg wird Vulkangestein. Patra ist noch ziemlich jung und läuft diesen Weg mehrmals in der Woche, dementsprechend schlägt er auch ein eher hohes Tempo an. Chantelle und Dylan kommen gut mit, aber wir beide pumpen schon ziemlich. Auf die Frage, ob wir noch mehr Wasser bekommen gibt es leider eine negative Antwort. Wir haben selber nicht viel dabei, da Wasser laut Tourbeschreibung inklusive sein sollte… wie viel Wasser stand natürlich nicht dabei. Aber hey, zum Glück gibt es ja zufällig einen kleinen Shop auf dem Weg nach oben, an dem wir uns zähneknirschend mit überteuerten Getränken eindecken.
Danach wird der Weg immer steiler und der ansonsten sehr sympathische Patra macht lieber mehr Pausen, als einfach etwas langsamer zu gehen. Wir überholen eine große Gruppe nach der anderen, obwohl wir selber komplett am Limit sind. Noch ein mal ändert sich der Schwierigkeitsgrad, aber glücklicherweise sorgt die Tatsache, dass wir jetzt wirklich klettern müssen dafür, dass das Tempo etwas angenehmer für uns wird und wir den letzten Teil des Aufstiegs etwas besser bewältigen können.
Wir kommen nach einer Stunde und 45 Minuten auf über 1700 Metern am Gipfel an bzw. dort, wo alle Gruppen mit Frühstück und warmen Getränken versorgt werden und sich für den Sonnenaufgang platzieren.

Bei Kaffee, Cola, Bananentoast, Schokoriegeln, Eiern und Früchten beobachten wir, wie der Blick in Richtung Tal die meiste Zeit über von Wolken verdeckt wird und es langsam heller wird. Hier oben ist ziemlich kalt und zugig und wir sind froh, dass wir entsprechend vorgesorgt haben und uns Jacken über die verschwitzten Shirts ziehen können.

Der Sonnenaufgang ist trotz oder gerade wegen der Wolken ein spektakuläres Erlebnis und ab und zu tut sich eine Lücke auf, die einen Blick auf den Lake Batur unter uns oder Teile des noch größeren Mount Agung in der Ferne zulässt.

 

Nach etwa einer Stunde Pause zeigt uns Patra ein Loch in der Erde, aus dem warme Luft strömt, die man mit Hilfe einer Zigarette sichtbar machen kann.
Danach können wir aus drei verschieden langen Wegen auswählen, wie wir wieder ins Tal zurück gehen wollen. Wir entscheiden uns für die mittlere Variante und setzen unseren Weg anschließend auf dem „Rimwalk“ fort, auf dem Rand des Kraters also. Ich probiere nicht allzu oft rechts und links den Abhang hinunter zu schauen, wobei man durch die Wolken sowieso nicht sehen kann, wie weit man runter fallen würde.

Am Wegesrand begrüßt uns ein erster neugieriger Affe. Einen Affen in der Wildnis zu treffen ist irgendwie um einiges aufregender, als die angefütterten Affen im Monkeyforest zu besuchen. Patra zeigt uns die verschiedenen Lavaschichten in der Erde, die einzelne Vulkanausbrüche repräsentieren.

Wir laufen weiter den Hang hinunter zu einer kleinen Hütte am Kraterrand, wo wir wieder auf jede Menge anderer Gruppen treffen. Von hier hat man einen schönen Blick auf ein schwarzes Lavafeld im Tal, in dem ein einzelner kleiner grüner Hügel steht, auf dem sich viele Menschen bei dem Vulkanausbruch in den 60ern, der das schwarze Feld entstehen ließ in Sicherheit bringen konnten.

Wir gehen weiter und erkennen, dass der einzelne Affe auf dem Gipfel nur ein kleiner Vorgeschmack war, da wir jetzt mitten in eine große Affenbande laufen.
Patra sagt uns noch, dass die Affen hier nicht so aggressiv seien wie im Monkeyforest und maximal auf Früchte aus sind, also lassen wir unsere Flaschen in den Seitenfächern der Rucksäcke… und schon sitzt einer von ihnen auf Dylan und klaut seine Wasserflasche. Es dauert nicht lange, bis auch ich abwechselnd drei Affen auf Kopf und Schultern sitzen habe. Ich sichere meine Flaschen mit den Händen und höre dann ein Geräusch, dass sich verdächtig nach dem Reißverschluss meines Rucksacks anhört. Sandra eilt mir zur Hilfe und versucht den Affen zu vertreiben und den Rucksack zu schließen. Patra ruft noch „No Risk“, aber die Bauchtasche mit unserem Geld und den Kreditkarten würde ich ungern tagelang im Vulkankrater suchen müssen. Sandra und Patra können den Affen schließlich vertreiben und wir nutzen die kurze Verschnaufpause, um die Flaschen zu verstauen und die Reißverschlüsse zu sichern.

Nach dieser aufregenden Episode haben wir den Krater ein mal komplett umrundet und beginnen unseren Abstieg, der ziemlich schnell von statten geht und uns zum Glück nicht ganz so in die Beine und Knie fährt wie wir es schon öfter erlebt haben.

Zurück am Parkplatz verabschieden wir uns von Patra, der weiterhin im Sweatshirt unterwegs ist, obwohl es schon wieder in Richtung schwüler 30 Grad geht.

Wir fahren mit Putu zu den Batur Hot Springs und erwarten eigentlich nach unseren Neuseeland Erfahrungen einen warmen und brodelnden Tümpel. Anstatt dessen werden wir von einer netten Badelandschaft mit Umkleiden und mehreren verschieden warmen Becken überrascht.
Wir ärgern uns direkt dass wir Putu gesagt haben, dass wir schon in einer Stunde weiter wollen.
Wir regenerieren unsere Muskeln alleine in einem großen Becken und müssen uns dann schon wieder für die Weiterfahrt fertig machen.
Unser nächster Stopp ist eine Kaffeeplantage. Ganz optimistisch rechnen wir auch hier wieder mit dem Schlimmsten und erwarten eine aufdringliche Kaffeefahrt Show.
Am Ende kommt es aber anders und wir bekommen eine Test-Auswahl verschiedenster Kaffee- und Teesorten kostenlos serviert, nachdem wir bei der Kaffeeröstung zuschauen durften. Wir bekommen zwar einen Zettel auf dem wir ankreuzen können was wir kaufen wollen, aber das war es auch schon. Am Ende ärgern wir uns sogar, dass wir auf Grund unserer knappen Gepäck-Kalkulation weder den fantastischen Ginseng Kaffee, noch den leckeren Pandanus Tee mit nach Hause nehmen können.

Auf der Rückfahrt quatschen wir noch länger mit Chantelle und Dylan bevor wir uns unterhalb unseres Hotels für ein Mittagessen absetzen lassen.
Bis auf die etwas dubiose Wasser-Geschichte war der Ausflug ein absolutes Highlight unserer Tour. Kleine Gruppe, kein Zeitdruck, tolle Landschaft und nette Guides.

Mit endlich wieder gefüllten Mägen laufen wir hoch zum Hotel, wo wir uns bis Abends an den Pool legen, das haben wir uns schließlich mal wieder verdient.
Abends gehen wir einkaufen, in einem richtigen, großen Supermarkt dieses mal. Meine Laune ist leider nicht ganz so gut, da ich mein Moskito-abwehrende lange Ausgehkleidung anhabe, die allerdings bei den aktuellen Temperaturen für den Marsch den Berg runter und wieder hoch komplett ungeeignet ist und sehr schnell (wie sollte es anders sein) sehr nass ist.
Erst das kalte Bintang Bier im Warung kann Abhilfe schaffen und so können wir den schönen Tag doch noch nett ausklingen lassen.

 

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