Great Ocean Riding
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Felsenkunde
1. Mai 2020

Koalas im Nebel

 

Tag 13

Airies Inlet – Apollo Bay

Unser Tag startet heute besonders. Nicht weil wir (wie immer) frühstücken, sondern weil es auf der Terrasse von Megan und Barry Besuch von einem Papagei und einem Kakadu gibt.

Danach packen wir unseren Kram zusammen und verabschieden uns von unseren Gastgebern, lassen unser Auto aber noch in der Einfahrt stehen und machen uns auf den Weg zurück auf den Küsten-WPfad, für den gestern die Zeit nicht mehr gereicht hat.

Von der Küste sehen wir allerdings nicht ganz so viel. Diese hängt in einer Wolken-Suppe, was uns natürlich nicht davon abhält, wie geplant in Richtung Leuchtturm inklusive vorgelagertem „Castle Rock“ zu wandern. Auch hier haben wir Glück, dass wir diesen gerade so noch erkennen können. Als wir uns auf den Rückweg machen, fängt es auch noch an zu regnen, so dass wir letztendlich froh sind, unser Auto wieder zu erreichen.

Unser nächstes Ziel ist die Stadt Lorne, in der wir einen Supermarkt ansteuern und uns mit ein paar Grundnahrungsmitteln (wie Zuckerwasser uns Keksen) ausstatten. Danach fahren wir durch die Gassen der Stadt bergauf, bis wir „Teddy‘s Lookout“ erreichen. Zum ersten Mal ziehen wir hier ein Fazit, was uns noch ein wenig durch unsere Reise begleiten wird: „Bei gutem Wetter wäre es bestimmt ganz schön“. Immerhin lassen die Wolken ein kleines Loch, so dass man zumindest Teile der Great Ocean Road unter uns erkennen kann.

In Wye River gönnen wir uns anschließend einen aus Pommes (Sandra) und Kaffee (Tim) bestehenden Snack und schmieden einen Plan für den Rest des Tages.

Wir fahren nach Kennet River, wo es wieder anfängt zu schütten, nutzen die Zeit für eine Still-Runde (also ich selber bin da nicht so involviert) und als danach der Regen ein wenig nachlässt rüsten wir uns Wetter-angemessen aus und suchen uns erst mal einen schönen Wickelplatz. Was aussieht wie eine saftige Wiese mit schönen Bänken und Tischen ist leider ein Minenfeld aus Känguru-Kacke, so dass die Wickelung auf Picknickdecke und nassem Tisch nicht ganz unkompliziert verläuft. Nachdem wir diese Herausforderung gemeistert haben, starten wir den kleinen Nature Walk, der vom Parkplatz aus an einem kleinen Fluss entlang in den Wald führt.

Auf den Ästen alter Bäume im Fluss sitzen jede Menge Kormorane und wachen über die etwas gespenstische Szenerie.
Sandra, die Jonah in der Trage dabei hat, ist leicht unentspannt, da sie Schlangen im hohen Gras vermutet. Später werden wir merken, dass sie damit gar nicht so falsch liegt. Trotzdem laufen wir in den Eukalyptus Wald hinein, da wir hoffen den ein oder anderen Koala in den Bäumen sehen zu können. Es ist weiterhin diesig, aber zum Glück bleiben wir vom Regen verschont. Allerdings auch von Tiersichtungen. Trotzdem haben wir mit der kleinen Wanderung eine gute Entscheidung getroffen, da sich hier kaum ein Tourist hin verirrt. Ein deutsches Pärchen allerdings schon. Kurz nachdem wir den Rücktritt angetreten haben und mit den beiden gequatscht haben, rufen sie uns zurück. Scheinbar haben wir nicht ganz so genau in die Bäume geschaut wie die beiden, die zwei Koalas entdeckt haben. Jetzt schlägt endlich die Stunde für meinen „Megaschnorchel“, ein 70-200mm Objektiv mit angebautem zweifach-Extender, der die Brennweite verdoppelt. Das Ding hatte ich bei unserer letzten Australien-Reise vor zwei Jahren so sehr vermisst (es war einfach zu schwer fürs Gepäck damals), dass ich es jetzt ständig im Rucksack mitschleppe, auch wenn ich es seltenst brauche.

Ich bin so gebannt von den kleinen Tieren in den Bäumen, dass ich beim anpirschen durchs hohe Gras nicht bemerke, dass ich Besuch von einem noch deutlich kleineren Tier bekommen habe. Erst als mich die Frau des anderen Paares fragt, was ich da am Bein habe, sehe ich den dicken Blutegel, der sich scheinbar gerade an meinem Bein auf ein Festmahl vorbereitet. Zum Glück hat er sich wohl noch nicht angesaugt, so dass ich ihn leicht panisch von der Wade schnipsen kann. Direkt daneben entdecken wir ein weiteres hungriges Exemplar, sodass wir ab jetzt für den Rückweg doch lieber auf dem kleinen Pfad bleiben.

Kurz vor dem Parkplatz entdecken wir auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses eine Gruppe großer Kängurus. Vermutlich die Verursacher des Minenteppichs auf der Wickel-Wiese.

Wir steigen wieder ins Auto, das direkt am Anfang der Straße steht, zu der wir hier eigentlich wollten. Die meisten Touristen gehen zu Fuß den Berg hinauf, um die vielen Koalas zu suchen, die hier für eine ziemlich sichere Sichtung sorgen sollen.

Wir hätten lieber etwas mehr Ruhe und fahren deshalb ein paar Kilometer im Safaritempo die Straße hinauf. Zunächst mit wenig Erfolg. An einem Rastplatz geben wir auf und machen erst mal Pause. Also doch zurück zu den anderen. Jetzt ist jedoch unser Ehrgeiz geweckt und mit geschärftem Blick finden wir tatsächlich aus dem Auto heraus insgesamt sechs Koalas auf dem Rückweg, so dass wir doch noch unser Erfolgserlebnis feiern dürfen, während Jonah den Großteil des Spektakels im Auto verpennt. Weiter unten an der Straße stehen andere Besucher vor verschiedenen Koala-besetzten Bäumen, aber mal im Ernst, alleine im Wald Koalas in den Bäumen zu beobachten ist uns wirklich lieber, als wie im Zoo mit 10 Leuten von Baum zu Baum zu tingeln.

Wir fahren weiter entlang der Great Ocean Road bis wir unser Motel in Apollo Bay erreichen. Die Bude ist nichts Besonderes, aber größer und sauberer als wir es erwartet hatten. Bei erneutem Regen holen wir uns im Ort einen Burger mit Pommes, den wir im Zimmer verdrücken, bevor wir (Jonah wie immer in seinem Strand-Zelt, wir in einem der vier Betten) früh den Tag beschließen.

 

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