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28. Februar 2018
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2. März 2018
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Rote Erde

 

Tag 57

Melbourne – Ayers Rock

Um kurz nach sechs stehen wir schon wieder an der Bahnhaltestelle und fahren ins Zentrum zum Skybus. Ich nutze das kostenlose W-LAN für eine Arbeitsrunde, bevor wir In Melbournes Tullamarine Flughafen entspannt und überteuert frühstücken.

Im Flugzeug nach Ayers Rock werden wir mit einem 30$ Gutschein überrascht und suchen uns aufgeregt in Rekordzeit Getränke und Snacks aus dem Bordmenü aus. Schon komisch, für welch gute Laune so eine Kleinigkeit sorgt, wenn man davon überrascht wird.

Bereits beim Landeanflug bekommen wir einen ersten Blick auf den roten Berg, der etwas deplatziert mitten in der Wüste steht.
Bei geschmeidigen 38 Grad kommen wir schließlich am winzigen Ayers Rock Flughafen an. Durch die Umpackerei unserer Rucksäcke, die für die Flüge immer in große Taschen gepackt werden müssen, verpassen wir fast den Bus zum Ressort, aus dem wir später abgeholt werden sollen, aber für uns wird die Gepäckklappe zum Glück noch mal geöffnet.

Zehn Minuten später sitzen wir mit unserem ausgeräumten Gepäck im Ressort und sortieren uns für die kommenden drei Tage neu.
Wir haben eine Bustour mit zwei Übernachtungen im Freien gebucht und dürfen nur einen Rucksack und eine kleine Tasche packen, der Rest bleibt während des Tripps im Anhänger. Zum ersten Mal machen wir Bekanntschaft mit den penetranten Fliegen, von denen wir vorher schon gelesen hatten.

Nach einem schnellen Mittagssnack stellen wir uns schon mal vor den Eingang, als auch schon unser noch leerer Bus ca. 30 Minuten zu früh um die Ecke biegt.
Unser Guide Dave begrüßt uns, wir laden unser Gepäck ein und dann geht es wieder zum Flughafen, wo wir einen Teil unserer Mitreisenden einsammeln (da es am Flughafen kein Essen gibt, hatten wir uns für die Wartezeit im Ressort entschieden).
Bereits jetzt zeigt sich, dass Dave gerne mal vergisst abzubiegen und so werden wir in den kommenden Tagen einige Straßen noch des Öfteren zu sehen kriegen.
Grundsätzlich scheint nach unseren Erfahrungen Fahrigkeit und ein wenig Chaos ein wichtiges Einstellungskriterium für Guides zu sein.

Am Flughafen füllt sich unser Bus langsam, bis wir nur noch auf zwei Personen warten.
Mit dem deutschen Pärchen gab es wohl irgendein Missverständnis, denn nach einem Telefonat stellt sich heraus, dass die beiden schon die ganze Zeit am Flughafen warten. Andere müssen jetzt noch zurück in den Flughafen laufen, da sie noch Bargeld für die Bezahlung der Tour brauchen.

Mit 14 Teilnehmern fahren wir zu unserem ersten Camp – das wiederum direkt neben dem Ressort liegt. Wie gesagt, einige Straßen werden wir sehr oft zu sehen bekommen.
Im Camp treffen wir auf fünf weitere Personen, die bereits morgens mit Dave aus Alice Springs fünf Stunden lang hier her gefahren sind.
Mit 19 Teilnehmern sind wir also komplett. Bei einer Vorstellungsrunde erfahren wir, dass die meisten aus Deutschland oder der Schweiz kommen, dazu sind noch zwei Amerikanerinnen dabei und ein Bermudaner (oder Bermudese oder Bermudist, also er kommt halt aus Bermuda).
Wir lernen unser erstes Aboriginal Wort: Ouah (oder so), was im Prinzip Zustimmung bedeutet.

Mit dem (zum Glück klimatisierten) Bus geht es jetzt zum ersten Mal in den Park.
Wir halten an einem Aussichtspunkt und Dave erzählt uns ein paar Geschichten über den Ayers Rock bzw. Uluru. Dabei setzen sich immer mehr Fliegen in sein Gesicht, bis er irgendwann ca. zehn davon gesammelt hat.
Ingrid, eine Frau aus Stuttgart und unser Alterspräsident, versucht ihm mit Zitronenwasser zu helfen und dank ihr wissen wir jetzt, dass Zitronenwasser nicht hilft.
Jetzt schlägt endlich die Stunde unseres oft belächelten Mückennetzes. Sandra zieht ihres auf, ich versuche noch ohne aus zu kommen.

Unser nächster Stopp ist das Kulturzentrum der Aboriginals im Park. Wir können uns über Geschichte und Traditionen informieren und einen Film über die Entstehung des Nationalparks anschauen.
In Kurzform: Nachdem die Ureinwohner zunächst vertrieben worden waren, kam die australische Regierung irgendwann nach einem verheerenden Buschbrand auf den Trichter, dass Uluru ihr nicht gehört und sie nicht weiß, wie die Gegend zu pflegen ist und gab ihn den Aboriginals zurück. Allerdings wurde der Park umgehend für 99 Jahre gemietet und wird nun gemeinsam von Regierung und Ureinwohnern verwaltet.

Wir fahren direkt an den Berg ran und machen ein paar kurze Spaziergänge zu Wasserlöchern und Malereien, zu denen Dave einige Geschichten erzählt, wobei er selber nur die jeweils einfachste Version kennt, denn die komplexeren Zusammenhänge werden innerhalb der Stämme erst mit zunehmendem Alter und Wissensstand preisgegeben.

 

 

Dave sagt uns an einer Stelle, dass wir noch ein bisschen weiter laufen können und er schon mal zum Bus geht. Wir trotten noch zehn Minuten am Berg entlang, was wohl nicht ganz so gedacht war, denn als wir mit Cara und Ben aus Krefeld als letzte zurück zum kommen, bekommen wir einen kleinen Anpfiff von Dave.

An einigen Stellen dürfen aufgrund der spirituellen Bedeutung auch keine Fotos geschossen werden. Ich habe inzwischen auch mein Fliegennetz in Betrieb genommen. Es ist schwer zu erklären, wie ein paar Fliegen einen so dermaßen in den Wahnsinn treiben können, aber die Viecher stürzen sich vorzugsweise im Sekundentakt auf Ohren und Augen.

 

Dave selber hat bei einem anderen Halt leider unseren Mülleimer vergessen, weshalb wir wieder zurück um den halben Berg fahren müssen, nur um dann festzustellen, dass ihn schon jemand anders mitgenommen hat.

Wir kehren zum Camp zurück und Dave fängt schon mal an zu kochen, während wir den Sonnenuntergang mit 30 anderen Leuten auf einem kleinen Hügel mehr oder weniger genießen.

 

Nach einer Dusche setzen wir uns zum Abendessen alle in unsere Blechhütte. Dave hat Hühnchen und Reis gekocht und überraschenderweise schmeckt es wirklich gut.
Einem jungen Mädel aus der Schweiz ist schwindelig. Vermutlich hat sie einfach zu wenig getrunken, aber sie möchte gerne sofort ihren Flug umbuchen und morgen nach Hause fliegen. Dass ihr Abflug-Flughafen im 5 Stunden entfernten Alice Springs nicht der selbe ist wie Ayers Rock um die Ecke, wo sie angekommen ist, ist ihr allerdings neu. Nach einigem Zureden von verschiedenen Seiten (nicht von Dave, denn für eine Unterhaltung reicht ihr Englisch nicht) will sie dann doch erst mal eine Nacht drüber schlafen.

Als nächstes können wir endlich unsere „Swags“ aufbauen (ich war es bisher nur gewohnt, den Swag aufzudrehen). Ein Swag ist im Prinzip eine Liegematte, eingepackt in eine Art Stofftasche, die mit einem Reißverschluss bis zum Hals geschlossen werden und für den Transport oder als Sitzgelegenheit zusammengerollt werden kann. Bei den momentanen Temperaturen bleibt der Deckel aber offen und wir legen uns mit unseren Hüttenschlafsäcken und Taschenlampen hinein.

Dass ein riesiger Hunderfüßer und eine Maus direkt an uns vorbei laufen, erhöht nicht unbedingt den Wohlfühlfaktor, aber immerhin haben die Swags einen 10cm hohen Rand.

Mit Ben und Cara gehen wir noch mal zum Hügel und versuchen Fotos von der Milchstrasse zu schießen, aber der riesige Vollmond macht uns einen Strich durch die Rechnung. Auch als wir anschließend schlafen gehen frage ich mich kurz, wann die hier wohl das Licht aus machen, bis ich merke, dass das der Mond ist.
Sandra rüstet sich mit Mütze und Fliegennetz als Insektenschutz aus und wir schlafen überraschend schnell ein.

 

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