Feelgood 500
16. Januar 2018Einsame und weniger einsame Strände
18. Januar 2018Ein „Bumpy Day“ auf Fraser Island
Tag 14 | Fraser Island
Geschüttelt und gestrandet auf Fraser Island
Da wir bereits um Acht die Fähre nach Fraser Island gebucht haben, sitzen wir schon früh am Frühstückstisch. Wir fahren zum Anleger nach River Heads, um uns für die gebuchte Tour im 4×4 Bus anzumelden.
Die Überfahrt nach Fraser Island ist ruhig und dauert ca. 35 Minuten. Auf der Fähre befinden sich fast ausschließlich Geländewagen und Busse von Touranbietern, von denen auch wir heute einen besteigen werden (wobei unser Bus schon auf der Insel wartet). Der Grund für die Buchung eines unserer „geliebten“ Reisebusse ist, dass Fraser Island komplett aus Sand besteht und der einzige Ort der Welt ist, an dem Regenwald auf Sand wächst. Dadurch sind auch die „Straßen“ auf der Insel einfach nur Fahrspuren im Sand und ohne Allradantrieb nicht befahrbar.
Am Fähranleger angekommen quetschen wir uns mit 40 Mann in den Bus und in unsere engen Sitzplätze und passieren schon nach einem Kilometer das erste festgefahrene Fahrzeug. Unsere Vermieterin in Seaforth hatte uns erzählt, dass man sich am besten extra für die Insel ein Allradfahrzeug mietet, aber als wir uns die Straßen anschauen sind wir froh, dass wir nicht selber fahren.
Dass der Fahrer darauf besteht, dass alle angeschnallt sind stellt sich schnell als berechtigt heraus. Wir hüpfen im hinteren Teil des Busses mehr über die Insel, als dass wir fahren, was dem Kleinkind in der letzten Reihe hörbar gefällt.
Unser erster Halt nach der Fahrt durch den Regenwald ist Lake McKenzie, wo wir schnell in unsere Badeklamotten schlüpfen und uns einen einigermaßen ruhigen Teil des Strandes suchen. Gar nicht so einfach, da hier alle Tagestouren Halt machen. Das Wasser ist kristallklar und wir nutzen die 40 Minuten Zeit die wir haben für eine kleine Plansch-Runde im Süßwasser. Eine willkommene Abwechslung zum bisherigen Salz/Chlor Mix.
Zurück am Parkplatz stehen dort inzwischen 4 weitere Reisebusse. Wir machen uns auf den Weg zur „Central Station“, die früher der Hauptumschlagplatz für die auf der Insel abgeholzten Bäume war. Inzwischen ist Fraser Island, oder „K‘gari“ wie es demnächst heißt, Welterbe und Bäume werden hier nicht mehr gefällt und über das ebenfalls inzwischen abgebaute Gleisnetz transportiert.
Unser Fahrer und Guide Paul aka „PJ“ führt die Gruppe über einen Boardwalk durch den Wald und wir lassen uns zurückfallen, um unsere Ruhe zu haben.
Auf der Weiterfahrt in Richtung Küste schafft es Sandra irgendwie trotz der Hüpferei einzuschlafen (sie sagt, sie habe die Augen entspannt…) und ich beobachte fasziniert, zu welcher Stabilität ein schlafender Körper auf Autopilot auch bei extremen äußeren Einflüssen fähig ist.
Mittagessen gibt es im Kantinenstyle in einem Ressort und nach einer Stunde fahren wir schließlich mit dem Bus auf den Strand, der auf Fraser Island ein ganz offizieller Highway mit Geschwindigkeitsbegrenzung und Linksverkehr ist.
„PJ“ möchte offenbar richtig einen raus hauen und fährt mit uns zwischen den „Coffeestone“ Felsen und der Brandung entlang. Eine Welle spült deutlich mehr Wasser auf den Strand als ihm lieb ist und so kann er die großen und spitzen Felsen nicht sehen, die etwas weiter weg von den anderen aus dem Sand ragen. Der Bus macht zwei große Sätze in die Luft und neben meinem Kopf segeln ein Handy und mehrere Trinkflaschen vorbei. Zum Glück halte ich meine Kamera fest umklammert.
Als wir ein paar Meter weiter am Strand zu stehen kommen und alle aussteigen müssen wird klar, dass wir die nächste Zeit in der prallen Sonne am Strand verbringen werden: Beide Reifen auf der rechten Seite sind komplett demoliert.
Paul ist das ganze sichtlich unangenehm. Er warnt uns noch vor den Dingos, die auf der einen Seite des Busses aus den Büschen kommen könnten und dem Highway auf der anderen Seite und beginnt mit Hilfe einiger Mitfahrer den ersten Reifen zu wechseln.
Nach einiger Zeit bekommt er Unterstützung und einen zweiten Ersatzreifen von einem anderen Busfahrer, der ihm auch noch deutlich zu verstehen gibt, wie dämlich seine Aktion war. Nach einer Stunde kommt ein dritter Bus in den wir umsteigen und die Fahrt zum Eli Creek fortsetzen.
Auch hier ist es rappelvoll und durch die Unterbrechung bekommen wir gerade mal 15 Minuten Zeit. Aus unserer geplanten kurzen Wasser-Wanderung den Fluss hinunter wird also nichts und wir schauen nur kurz den anderen vom Boardwalk aus beim Schwimmen zu.
Beim Wrack der S.S. Maheno reicht es dann schon nur noch zum Aussteigen und zwei Minuten Fotos schießen. Der letzte Punkt unserer Tour, die „Pinnacles“ werden leider komplett gestrichen und so bleiben zwei Dingos, die wir auf der Rückfahrt am Strand sehen können das letzte Highlight unseres Ausflugs. Die letzten 45 Minuten quer über die Insel machen nun auch dem kleinen Kind in der letzten Reihe genauso wenig Spaß wie uns und die 50-minütige anschließende Fahrt mit der Fähre zum Festland löst genauso wenig Jubelstürme aus.
Eine Reifenpanne kann einem natürlich mit jedem Vehikel passieren, aber vermutlich hätte uns eine Tour mit einer kleineren Gruppe besser gefallen und ein mehrtägiger Aufenthalt auf der Insel beschert einem mit Sicherheit auch einen etwas privateren und ausführlicheren Einblick.
Wir sind todmüde und besorgen uns mit dem Auto in der Stadt zwei Pizzen, die wir gemütlich auf unserer Dschungelveranda mit zwei Ginger-Bieren verdrücken. Über uns bewegen sich zwei Sugar-Gliders (fliegende Eichhörnchen) von Baum zu Baum und ein nach Pizzaresten suchendes Opossum auf dem Veranda-Geländer beendet schließlich unseren Tag.