Affenbande
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Wrong Turn
8. März 2018

They see me rollin’…

 

Tag 63

Ubud

Geweckt werden wir heute von einem der vielen Hähne, die auf dem Reisfeld hinter unserem Zimmer ihr Unwesen treiben. Naja, was heißt geweckt, die Viecher krähen 24 Stunden nonstop.
Wir frühstücken bis unser Roller gebracht wird (ja, der wird uns vor der Tür gebracht 🙂 ). Da keiner von uns je auf so einem Ding gesessen hat bekommen wir eine kurze Einführung, aber ganz so kompliziert ist das nicht.
Natürlich haben wir uns im Voraus ein wenig informiert und alle möglichen Storys übers Rollerfahren auf Bali gelesen. Von Polizeikontrollen über Schmiergeld, Unfälle und geklaute Roller war da alles dabei. Angeblich soll man bei einer Kontrolle am besten sofort den Schlüssel abziehen und in die Hose stecken, damit der Polizist kein Druckmittel für ein Schmiergeld hat.
Unser Verleiher versichert uns aber, dass wir nichts zu befürchten haben, so lange wir einen Helm auf, das Licht an und einen internationalen Führerschein dabei haben. Dass dieser mich nur zum Fahren eines 50cc Rollers anstatt der 125cc unter meinem Hintern berechtigt hinterfrage ich nicht weiter.

Ich drehe eine kurze, wackelige Testrunde auf dem Parkplatz und wir gehen aufs Zimmer, um uns für den Tag auszurüsten. Um uns vor Verletzungen zu schützen und auch um Polizeikontrollen aus dem Weg zu gehen, ziehen wir lange Klamotten an (kontrolliert werden nämlich angeblich nur die offensichtlichen Touristen – nicht dass wir nicht auch mit den langen Sachen schon aus einem Kilometer Entfernung als solche zu erkennen wären 😉 ).
Um mich an den Rollern zu gewöhnen fahre ich zunächst alleine ein paar hundert Meter die Straße entlang (die hier oben an unserem Ressort zum Glück noch nicht ganz so voll ist) und düse dann mit Sandra weiterhin noch eher wackelig den Berg hinunter. Positiv: die Bremsen funktionieren schon mal.

Der Verkehr auf Bali (oder vermutlich in ganz Indonesien) folgt scheinbar überhaupt keinen Regeln. Aber nur scheinbar. Wichtig ist, dass man auf die anderen Teilnehmer Rücksicht nimmt (was schon mal ein großer Fortschritt gegenüber Deutschland ist) und derjenige Vorfahrt hat, der vor einem ist. Das sieht wie schon gesagt wild aus, ist aber in der Praxis ziemlich einfach. Und vor allem sorgt es dafür, dass hier jeder voll konzentriert fährt, um auf Aktionen des Vordermannes reagieren zu können. Da stört es dann auch nicht weiter, ob man von zwei 7-jährigen oder einer 5-köpfigen Familie überholt wird, die sich irgendwie auf einen Roller quetscht.

Ich stürze mich also mitten rein und versuche mich erst mal links zu halten (hier herrscht wie schon während der gesamten Reise Linksverkehr), um niemandem im Weg zu sein, fühle mich aber schnell wohl im Getümmel und brause quer über die Kreuzungen, als ob ich nie etwas anderes gemacht hätte 😉
Sandra ist das hinten drauf nicht ganz so geheuer und wir einigen uns darauf, dass 40 Km/h ein angenehmes Beifahrertempo sind.

Wir steuern die Tegalalang Reisterrassen an, wo wir unseren Roller abstellen und am Ticketschalter eine Eintrittskarte kaufen. Wofür diese ist, finden wir bis zum Ende leider nicht raus, denn wir müssen sie an den Terrassen niemandem zeigen. Dafür gibt es dann aber Wegsperren mit „freiwilligen“ Donations.
Wir laufen kreuz und quer und hoch und runter durch die beeindruckenden und scheinbar nicht endenden Reisterrassen, in denen sich die vielen Touristen recht gut verlaufen. Durch die drückende Hitze sind wir natürlich schon lange wieder komplett durchgeschwitzt und als wir irgendwann (und vor allem irgendwie) den Ausgang finden, müssen wir uns erst mal gierig ein kühles Getränk kaufen.

   

Die nächste Etappe ist der Tempel Gunung Kawi (da Gunung vermutlich Tempel heißt, ist der Gunung Kawi Tempel dann das Pendant zur La Ola Welle) in dem endlich die Stunde von Sandras nicht ganz billigen Sarong schlagen soll.
Auf dem Weg dorthin führt uns unser Navi auf eine kleine Straße abseits der Hauptwege. Ein absoluter Glücksfall, denn jetzt sehen wir auch das Bali, das wir uns vorgestellt hatten. Einsame kleine Wege führen uns vorbei an Reisfeldern und durch Wälder. Auf einer Anhöhe können wir von der Straße aus einen fantastischen weitläufigen Blick bis in der Berge erhaschen und beschließen, uns im direkt daneben liegenden Hotel einen Milchshake zu gönnen. Auf dem Parkplatz lassen wir uns danach von einer ziemlich penetranten Frau ein kleines Souvenir aufschwatzen und setzen unseren Weg in Richtung Tempel fort.

Dort erfahre ich, dass ich auch als Mann einen Sarong brauche… und leihe mir einen kostenlosen direkt vor dem Eingang (gut, gegen eine kleine Donation). Dafür ist Sandras natürlich um einiges schicker.
Ein paar Treppenstufen führen uns zur Tempelanlage, in der wir uns zunächst nicht wirklich zurechtfinden. Wir folgen der Beschilderung und unserem Navi, landen aber in einer Sackgasse. Die anhaltende Hitze und die langen Sarongs tragen nicht unbedingt zu unserem Wohlbefinden bei, die Anlage (ob wir den eigentlichen Tempel schlussendlich gefunden haben wird für immer ein Rätsel bleiben) ist aber ein stiller und interessanter Ort, in den sich glücklicherweise nur wenige Touristen verlaufen haben.
Wir laufen wieder zurück zu unserem fahrbaren Untersatz, aber irgendwie kamen uns die paar Treppenstufen auf dem Hinweg nicht ganz so vielzählig vor, wie es jetzt bergauf der Fall ist. Keuchend bahnen wir uns unseren Weg nach oben und als wir langsam völlig außer Atem sind, belagern uns verschiedene Damen, die uns Trink-Kokosnüsse verkaufen wollen. Das mag ja ein valides Geschäftsmodell sein, erzeugt bei uns allerdings ziemliche Aggressionen, die wir immerhin zu Ignoranz downgraden können, obwohl wir eigentlich gerne jeder einzelnen ihre dämliche Kokosnuss…ämm …abkaufen würden. Natürlich 😉 Nur haben wir ja selber schon Getränke. Die kippen wir nun in uns hinein und fahren zurück in Richtung Ubud.

Auf dem Weg fängt es dann an zu regnen und wir sind froh, unsere Regenjacken mitgenommen zu haben.
In Ubud essen wir zu Abend und ich quatsche noch mit unserer Bedienung über Fotografie und Fußball (er ist völlig entsetzt, dass ich kein Bayern München Fan bin), bevor wir recht früh wieder unser Zimmer erreichen und nach ausgiebigem Wannenbesuch meinerseits und einiger Rumgammelei den Tag beenden.

 

 

1 Comment

  1. Christian sagt:

    Mopedfahren in fremden Ländern ist irgendwie Urlaub ultimativ. Macht man halt sonst nirgends. Liebe das, gerade in Südostasien 🙂

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